Chorgemeinschaft ehrt Komponisten und Musiker mit Candlelight Konzert

Von Winfried Gessner
1. Juni 2025
„Viele verachten die edele Musik“, mit dieser Einsicht des Komponisten Bachofen, eröffnete die Chorgemeinschaft Unterpfaffenhofen-Germering schwungvoll unter Leitung ihrer Dirigentin Caroline Lichtinger-von Stein das Candlelight Konzert. Doch die Vielen, die in den Orlando Saal der Stadthalle gekommen waren, verachteten die Musik ganz gewiss nicht, was ihr begeisterter Applaus immer wieder bewies. Sie waren in das Lichtermeer unzähliger Kerzen gekommen, um sich an den Werken großer Komponisten zu erfreuen, die im Jahr 2025 einen runden Geburtstag einen runden Todestag, oder beides verzeichnen. Moderator Bruno Lichtinger, der durch den Abend gewohnt souverän, humorvoll und informativ führte, freute sich in seinem Willkommensgruß auch darüber, die Repräsentanten der Stadt, der Kirchen und des Germeringer Kulturlebens begrüßen zu dürfen.
Mit Palestrinas Motette „Illumina occulos meos“, als Kanon vorgetragen, führte der Chor zu den Renaissancekomponisten Dowland und Tallis. John Downlands ‚Come again‘ beklagt zeitlos den Liebeskummer, vom Chor überzeugend vorgetragen. Thomas Tallis Motette ‚If ye love me‘ zitiert Worte Jesu an seine Jünger, ergreifend interpretiert vom Vokalensemble Cantus Gaudium.
Zeitlos bis zum heutigen Tag ist auch die Sehnsucht nach Frieden. Geprägt vom 30-jährigen Krieg komponierte Heinrich Schütz die Motette ‚Verleih uns Frieden‘. Chor und Vokalensemble, begleitet vom Kleinen Tanztee-Syndikat trafen mit diesem Trost und Hoffnung spendenden Werk auch den Nerv unserer Zeit, wie der langanhaltende Beifall bewies.
Aus Händels Feuerwerk Musik - sie feierte das Ende eines Kriegs - trug das Kleine Tanztee-Syndikat „La Rejouissance“ vor, fröhlich, mitreißend.
Froh und beschwingt variierten auch Thomas Noichl am Klavier und der Chor Händels „The Harmonious Blacksmith“ in perfekter Harmonie. Händel hätte es bestimmt gefallen.
Mit Johann Sebastian Bachs „Invention E-Dur“ eröffnete der Pianist Thomas Noichl die Feier des größten Jubilars dieses Abends, gedenkt man doch in diesem Jahr seines 340. Geburtstags und seines 275. Todestags. Der „Fünfte Evangelist“ wird er noch heute genannt. Sein „Psallite Deo“, von Cantus Gaudium beschwingt vorgetragen, fordert, Gott mit ausgelassener Freude zu begegnen. Die Freude ist auch das Herzstück des Chorals „Jesus bleibet meine Freude“ von Chor und dem Kleinen Tanztee-Syndikat anrührend interpretiert. Mit einer Bach Bourrée nach einem Arrangement von Ward Single und heiter gesungen von Cantus Gaudium schloss die Feier für den Größten, über den einer sagte: Nicht alle Musiker glauben an Gott, aber alle glauben an Bach.
Den zweiten Teil des Konzerts eröffnete Das Kleine Tanztee-Syndikat mit dem „Donauwalzer“, ein Geburtstagsständchen für den Komponisten Johann Strauss Sohn, dessen 200. Geburtstag man in diesem Jahr feiert. Dem „Walzerkönig“ huldigte auch der Chor mit „Wiener Blut“, begleitet vom Kleinen Tanztee-Syndikat.
Vom Dreivierteltakt ins Feierliche, fast Meditative führte Pianist Noichl mit Maurice Ravels „Pavane pour une infante défunte“, um mit Béla Bartóks „Suite op 14, 1. Satz - Allegretto“ spritzig, modern abzuschließen.
Modern ging es auch mit Carl Orffs „Odi et amo“, Hass und Liebe, weiter, wuchtig vom Chor vorgetragen, gefolgt von „Ecce gratum“, im stampfenden Rhythmus vom Chor intoniert. Rhythmus und Klang – so wurde der Geist des lateinischen Textes, einer toten Sprache, wieder lebendig.
Vor den Songs der Pop Größen John Lennon und Elvis Presley spielte Das Kleine Tanztee-Syndikat, als Sorbet gewissermaßen, Dimitri Schostakowitsch „Waltz II“ aus der Jazz-Suite.
Mit dem Beatles-Liebeslied „Michelle“, eine Lennon / McCartney Komposition, entführte Cantus Gaudium, zart und einfühlsam, in die 60er Jahre. 1971, die Beatles waren schon Geschichte, veröffentlichte John Lennon „Imagine“, ein sanfter Song, doch ein starker Appell gegen Hass, Hunger und Krieg. Es wurde die Hymne der Friedensbewegung. Der eindringliche Vortrag von Cantus Gaudium erinnerte an die traurige Realität – Frieden ist noch immer nur ein Wunsch, eine Sehnsucht. Mit Elvis Presleys Liebeslied aus den 50er Jahren „Love me tender“, von Chor und Pianist innig interpretiert, schloss der Ausflug in die Popmusik. Nach Frieden sehnt sich auch der noch lebende Jubilar Arvo Pärt. Er vertonte ein Friedensgebet, „Da Pacem Domine“, aus dem 9. Jahrhundert nach Bombenanschlägen in Madrid 2004. Der einfache Klang dieser Komposition, frei von vordergründiger Effekthascherei, verlangt die ruhige Entfaltung eines jeden einzelnen Tons. Der Chor wurde dieser hohen Anforderung gerecht. Die zeitlose Schönheit der schlichten Klänge, getragen vom Licht der Kerzen, vermittelte Ruhe und Andacht. Großer Applaus - die Botschaft kam an. Für geistliche Chormusik, aber auch Kompositionen für das englische Königshaus, steht der Name des zweiten, noch lebenden Jubilars dieses Abends, John Rutter. „For the beauty of the earth“, Rutters beliebteste Komposition, ein hymnischer Lobpreis des Schöpfers und der Schönheit seiner Schöpfung, der Erde, von Chor und Pianist ergreifend schön wiedergegeben. Nicht minder bewegend „The Lord bless you and keep you“. Ein biblischer Segenswunsch, den Rutter für einen verstorbenen Freund vertont hat. Das lange abschließende Amen im warmen, liebevollen Kerzenlicht – ein Gänsehautmoment. Donnernder Applaus für geistliche Chormusik - Chor und Publikum waren einmal mehr eins. Vor dem Schlusslied dankte Bruno Lichtinger dem Publikum, den Akteuren auf der Bühne und vor allem der künstlerisch Verantwortlichen dieses Abends, Caroline Lichtinger-von Stein. Ohne sie als kreativer Kopf, Motor und Ideengeberin hätte es dieses Konzert nicht gegeben. Zum Dank wurde ein Blumenstrauß unter großem Applaus überreicht.
Sehnsucht nach Frieden, Liebe, Geborgenheit klang in manchen Beiträgen dieses Abends an. Von Sehnsucht handelt auch „Irgendwo auf der Welt“, das Schlusslied des Candlelight Konzerts. Werner R. Heymann komponierte es 1932, 1933 musste er wegen seiner jüdischen Abstammung aus Deutschland fliehen. Das Los der Emigration teilten auch die jüdischen Mitglieder der Comedian Harmonists, die diesen Schlager populär gemacht hatten. Ein Lied für alle die unterwegs sind, freiwillig oder gezwungen, immer auf der Suche nach „dem kleinen bisschen Glück“, wie es im Lied heißt, damals wie heute.
Doch nach dem Schlusslied war immer noch nicht Schluss: Das Publikum bedankte sich mit Standing Ovations, die Akteure auf der Bühne antworteten mit „Wiener Blut“, dem Schlussteil.











